REZENSION - Originell, bemerkenswert, varnsdorferisch...

Stimme des Nordens, Nummer 17, erschienen am 12.10.2017, Autor: Milan Hrabal

Originell, bemerkenswert, varnsdorferisch...

Die neue Spielzeit wurde mit der Premiere von Hotel an der Ecke eröffnet. Und es war nicht irgendeine: die ganze Unternehmung von der Vorbereitung bis zu den Proben entstand in unserer Stadt, und mehr noch, das Hotel des Titels steht ebenfalls in Varnsdorf. Wo genau? Genau an der Ecke.

Die Autorin und Regisseurin des Stückes, Hana Strejčková, ist eine Frau mit so vielen Talenten, dass sie aus der Renaissance-Zeit zu stammen scheint. Ihre Gabe, mit den Mitteln von Bewegung und Worten zu erzählen, ließ ein theatralisches und zugleich poetisches Dokument entstehen. Wie ließe sich dieses aufregende Bewegtsein städtischen Erinnerns, begrenzt auf ein halbes unruhiges Jahrhundert von 1930 bis 1989 anders benennen.

In einem imaginären Hotel in einer konkreten Stadt tauchen reale Figuren und Ereignisse auf, Zeitzeugen im Publikum erkennen sie wieder, Jüngere fragen sich und ahnen..

Die Autorin präzisiert: "Hinter jeder Figur steht ein Mensch, unter jedem Mantel eine Seele.

In jeder Situation findet sich die Spur einer Varnsdorfer Straße.. Zitate aus Gesprächen, der lokalen Presse..."

Alles Gesehene und Gehörte bekommt auf der Bühne eine größere Allgemeingültigkeit. Das lässt hoffen, dass die Varnsdorfer Geschichte auch an anderen Orten, auf anderen Bühnen den gleichen Erfolg haben wird.

An der Vorbereitung waren unser Stadttheater und Maskenbildner der hiesigen Fachmittelschule beteiligt. Die Erwartungen der Regisseurin an die zehn Schauspieler und Schauspielerinnen aus allen Ecken des Landes und den heimischen Pianisten Arnošt Steinert wurden - meiner Ansicht nach auf wunderbare Weise - erfüllt. Im Premierenpublikum saß auch eine Handvoll angenehm überraschter Varnsdorfer Theaterliebhaber, an weiteren Aufführungen an Schulen nahmen Hunderte Schüler höherer Fachschulen und Gymnasien teil. Hoffen wir, dass diese inspirierende Inszenierung noch viele Aufführungen und ein junges Publikum finden wird.